Bahnhof
Der Bahnhof Eich um 1900, am linken Flügel der überdachte Außenbereich der Gaststätte
Wärterhaus an der Rodewischer Straße um 1960 mit Läutewerk
Bahnmeistei Eich 3. Juni 1896
2. November 1990
2. November 1990
15. Juli 2011, Blick in Richtung Treuen
15. Juli 2011, Blick in Richtung Auerbach oberer Bahnhof
3. Oktober 2016
25. Oktober 2017
Bahnmeisterhaus
Bahnmeisterhaus Rückansicht
Der Bau der Voigtländischen Staatseisenbahn von Herlasgrün über Treuen, Auerbach, Falkenstein, Oelsnitz, Adorf und Bad Brambach nach Eger durch die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen begann am 24.08.1863 in Rebersreuth. Der Bau wurde in 7 Sektionen unterteilt. Der Bahnhof Eich befand sich in der Sektion 2 (Treuen–Falkenstein). Aus Sparsamkeitsgründen wurden typisierte Bahnhofsbauten verwendet. So waren die Empfangsgebäude der Bahnhöfe Treuen, Eich, Falkenstein und Adorf identisch. Die Bahnhöfe Falkenstein und Adorf sind später auf Grund gestiegener Betriebsanforderungen durch Neubauten ersetzt worden. Die offizielle Eröffnung der Strecke fand am 01.11.1865 statt.
Damals trug die Station Eich noch die Bezeichnung Bahnhof Lengenfeld und ab 28.11.1875 Lengenfeld oberer Bahnhof. Am 15.11.1879 erhielt die Station ihren heute noch gültigen Namen Bahnhof Eich, ab 30.09.1905 mit dem Zusatz Eich / Sachsen.
Zu den Bahnhofsbauten gehörten Empfangsgebäude, Wirtschaftsgebäude, Freiabtritt, Güterschuppen, Bahnmeisterhaus mit Nebengebäude, Postenhaus, Wärterhaus sowie Kopf- und Seitenladerampe. Für die Tiefbauarbeiten wurden fremde Arbeitskräfte, teilweise aus dem Ausland, angeworben. Die Hochbauten führten einheimische Handwerksbetriebe aus. Der Freiabtritt wurde 1896 durch eine im Empfangsgebäude installierte Toilettenanlage ersetzt. Das Empfangsgebäude hat eine Grundfläche von 486 m². Der Mittelbau diente dem allgemeinen Publikumsverkehr. Im linken Flügelbau aus Richtung Bahnsteig lagen die Warteräume sowie die Räume des Bahnhofswirts. Der rechte Flügel beherbergte die Fahrkarten- Gepäck- und Telegrafenexpedition sowie das Vorsteherzimmer und den Postenraum. Die Obergeschosse dienten als Dienstwohnungen.
Nur 10 Jahre nach Inbetriebnahme musste der rechte Flügel neu aufgebaut werden. Am 13. Juli1875 brannte der Dachstuhl völlig ab, da das Dienstmädchen des Stationsassistenten in der Bodenkammer ein brennendes Streichholz achtlos fallen ließ.
Nachdem die Strecke Herlasgrün–Oelsnitz 1880 zur Nebenbahn heruntergestuft wurde, verlor der Bahnhof an Bedeutung. Ab 1920 jedoch wurden die Gleisanlagen und Verladeeinrichtungen in Eich wieder verstärkt ausgebaut. Der wichtigste Verkehrskunde war die Firma Pech-Piering, die 1984 sogar eine eigene Anschlussbahn erhielt. Umgeschlagen wurden Roh- und Fertigprodukte der Harz- und Knochenverarbeitung sowie Heizöl, später Rohbraunkohle.
Die Bahnhofsgaststätte bestand noch bis nach 1990 und hatte wegen ihrem guten Speiseangebot einen guten Ruf nicht nur unter den Dorfbewohnern.
Im Rahmen des Ausbaus und der Modernisierung der Strecken des Vogtlandnetzes im Jahr 1996/97 erhielt der Bahnhof Eich provisorische Personenbahnsteige mit einer befristeten Betriebserlaubnis des EBA. Da weder das Vogtlandnetz der DB AG noch der Zweckverband ÖPNV Investitionen planten, erlosch die Betriebserlaubnis. Seit dem 11.12.2011 wird der Bahnhof Eich (Sachs) nicht mehr im Personenverkehr bedient. Das Empfangsgebäude gehört heute einer Privatperson. Der bauliche Zustand ist so bedrohlich, dass in absehbarer Zeit ein vollständiger Abriss zu erwarten ist.
Bis 1927 existierte in Eich eine Bahnmeisterei, die für die Instanthaltung des Oberbaus von Streckenkilometer 4,8 bis 21,0 zuständig war. Das Bahnmeisterhaus erwarb ebenfalls eine Einzelperson und nutzt es in weitgehend originalem Zustand als Wohnhaus.
Heute haben die Gleisanlagen des Bahnhof Eich (Sachs) noch aus betrieblicher Sicht eine Bedeutung, da sich hier zwischen den Bahnhöfen Herlasgrün und Falkenstein nach wie vor Züge überholen oder kreuzen können. Die beiden Weichen und die Signale steuert das elektronische Stellwerk in Falkenstein. Personen- und Güterverkehr findet in Eich vorläufig nicht mehr statt.
Die Eicher Bürger sind aber nach wie vor stolz darauf, in ihrem kleinen Ortsteil, über einen aus betrieblicher Sicht echten Bahnhof mit Ladestraße zu verfügen. Der Bahnhof der Stadt Treuen wurde am 07.11.1997 zum Haltepunkt herabgestuft und besitzt nur noch ein einzelnes durchgehendes Gleis. Die Bezeichnung Bahnhofstraße in Treuen entspricht also nicht mehr der tatsächlichen Sachlage.
Text: Manfred Puschmann
Quellen:
- Gordon Parzyk, Wilfried Rettig: Die Bahnlinie von Herlasgrün und Zwickau nach Falkenstein / Deutsche Reichsbahn Bahnmeisterei Falkenstein V. 1985
- Gordon Parzyk, Wilfried Rettig: Die Voigtländische Eisenbahn / Deutsche Reichsbahn Bahnmeisterei Falkenstein V. 1990
- Erich Preuß, Reiner Preuß: Sächsische Staatsbahn / Verlag Transpress 1991
- Wilfried Rettig: Die Eisenbahn im Vogtland Band 1 / EK-Verlag 2001
- Wilfried Rettig: Von Herlasgrün nach Klingenthal / Foto & Verag Jacobi 2008