Das einsame Soldatengrab

altes Soldatengrab Eich Sa

Die Gemeinde Eich gehört zum Kirchspiel Treuen und hat nie einen eigenen Friedhof besessen. Alle Verstorbenen wurden auf dem Gottesacker in Treuen zur letzten Ruhe gebettet. Und doch haben die Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs dazu geführt, dass ein Wehrmachtsangehöriger hier unweit der Schule begraben wurde und heute noch sein Grab unverändert vorhanden ist.

Am 17. April 1945, also nur drei Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945, kam es zu einem sinnlosen Blutvergießen in der Gemeinde Eich.

Im Raum Greiz / Reichenbach ereigneten sich am 16. April Kampfhandlungen zwischen der 11. Panzerdivision sowie 347. Infanteriedivision der Wehrmacht und der 87. und 89. Infanterie-Division der US-Army. Die amerikanischen Kampfeinheiten griffen die Wehrmachtsverbände aus Richtung Plauen, Greiz und Zwickau an und versuchten sie einzuschließen. Dabei waren die US-Verbände bis Pfaffengrün im Westen und bis Irfersgrün im Osten vorgestoßen.

Am Morgen des 17. April besetzte das 1. Batallion der 87. Infantrie-Division gegen 9.30 Uhr die Stadt Treuen. Den deutschen Verbänden gelang es durch das „Nadelöhr“ an der Autobahn-Anschlussstelle Reichenbach und durch das Göltzschtal sich der Einkesselung zu entziehen. Der Rückzug erfolgte über Lengenfeld, Eich in Richtung Rodewisch.

Ein deutsches Krad-Gespann mit zwei Soldaten befuhr aus Lengenfeld kommend die Mühlhäuser und traf auf der Bahnhofstraße auf US-Einheiten. Laut Aussagen der Zeitzeugen eröffnete der Mitfahrer im Beiwagen das Feuer auf die amerikanischen Soldaten, die sofort zurückschossen. Beide Wehrmachtsangehörigen wurden verwundet und flohen mit ihrem Krad in Richtung Schule. Der Kradfahrer war aufgrund seiner schweren Verletzungen nicht mehr in der Lage das Gespann zu führen und prallte gegen die heute noch vorhandene Stützmauer am Beginn der Schulstraße. Er verstarb noch am Unfallort. Der Beifahrer floh verletzt in Richtung Rodewisch.

Da der tote Wehrmachtsangehörige in Folge verhängter Sperren der US-Truppen nicht zum Treuener Friedhof überführt werden konnte, war die Gemeindeverwaltung gezwungen eine Notlösung zu finden. Dazu wurde der vor allem für die Schulkinder ausgehobene Splittergraben unweit der Schule als Grab benutzt und der Tote darin bestattet. Im Jahre 1947 stiftete dann die Freikirchliche Gemeinschaft des Ortes einen Grabstein und eine Einfassung zum Gedenken. Warum der gefallene Soldat nicht später umgebettet wurde, ist bis heute unbekannt, obwohl die Grabstelle dem Deutschen Roten Kreuz in der DDR nachweislich bekannt war.

Bei diesem gefallenen Wehrmachtsangehörigen handelt es sich um:

Unteroffizier Fritz Haack

geboren am 31.01.1923

in Groß Sabin Kreis Dramburg Pommern
(heute Źabin / Woiwodschaft Westpommern / Polen)

Erkennungsmarke: - 3452 - / 41K

gestorben am 17.04.1945 in Eich / Sachsen im Alter von 22 Jahren


Text: Manfred Puschmann
Quellen:

  • Wolfgang Fleischer: Das Kriegsende in Sachsen 1945 / Edition Dörfler 2004
  • Autorengemeinschaft unter Leitung Dr. Wolfgang Viebahn: Das Kriegsende im nördlichen Vogtland /Schriften Neuberin-Museum 2020
  • Schriftverkehr Gemeinde Eich / DRK Berlin A.II/Va./WV.Va. vom 22.12.1970
  • Zeitzeugen: Ottomar Grießmann Eich (verstorben) und Manfred Poley Eich