Pechsiederei
Quelle: Vom Riß zum Rohharz, Jürgen Hevers, Staatliches Naturhistorisches Museum Braunschweig, 1992
Die Geschichte der Pechsiederei Eich lässt sich über 225 Jahre zurückverfolgen. Gegründet wurde sie am 8.9.1795 von Georg Christoph Piering als „Vogtländer Fichtenpech-Siederei“. Von 1840 bis 1864 leitete Johann Christian Piering das Unternehmen. Nach ihm wurde sie „Fa. J. C. Piering“ benannt. Am 19.5.1862 wurde sie ins Handelsregister eingetragen. Sie befasste sich damals mit Rußbrennerei, Pechsiederei und dem Handel mit Pechen. Die ehemalige Ruß- und Pechhütte als Keimzelle des Betriebes befand sich am anderen Ende des Ortes, wo heute noch ein Griebenherd steht.
Nach Franz Eduard Piering (1864-1908), Ernst Theodor Piering (1908-1922) und Anne Piering (1922-1927), der verwitweten Frau von Ernst Theodor, führte Georg Friedrich Piering die Firma bis 1972, ab 1956 mit Staatsbeteiligung. Durch Eduard Piering wurde die Firma – nach dem Bau der Eisenbahn – um 1882 am heutigen Standort angesiedelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Firmenlogo „Pechpiering“ entwickelt.
Auch mit dem Eintrag des am 10.04.1972 gebildeten VEB Pechsiederei Eich ins Register der VE-Wirtschaft wurde der alte Registereintrag nicht gelöscht. Dies erfolgte erst 2018 im Zusammenhang mit der neuen Registerführung ab 1990. Von 1972 bis 1990 war die Pechsiederei ein volkseigener Betrieb mit dem Betriebsleiter Johann Christian Piering. 1990 wurde die Firma reprivatisiert, firmiert nun unter „Pechsiederei J.C. Piering GmbH“ mit Johann Christian Piering und Jürgen Christoph Piering (Brüder) an der Spitze.
Die vier ursprünglich in der DDR bestehenden Harzverarbeitungswerke, die alle im Jahre 1972 verstaatlicht wurden, hatten Verarbeitungsmengen von 1.800 bis 5.000t, wobei in Eich etwa 1.800 bis 2.200t verarbeitet wurden. Nach und nach wurde der Betrieb in den anderen Anlagen eingestellt. Nach einem Brand in der Harzverarbeitungsanlage in Magdeburg im September 1980 wurden alle Harzmengen bis zur Einstellung der Harzgewinnung 1990 in Eich verarbeitet.
Destilliert wurde Kiefernrohbalsam zu Kolophonium und verschiedenen Terpentinölen. Das Kolophonium wurde und wird u.a. zur Pechherstellung benötigt. Noch heute stellt die Pechsiederei Brauerpeche, Optikpeche, Sattler- und Schusterpeche und diverse Industriepeche her. Außer der Pechsiederei wird noch ein Schrott- und Containerdienst betrieben. Von Januar 1968 bis 1990 wurden Knochen zu Knochenschrot, Knochenfett und Knochendüngemehl verarbeitet.
Der Betrieb arbeitete in der Harzverarbeitung (Faßentleerung) und Terpentinölfraktionierung in 3 Schichten, dies nur in der Haupt- und Wintersaison. In der eigentlichen Verarbeitung waren nur wenige Personen beschäftigt, die meisten waren mit Transport- und Umschlagarbeiten, Eigeninstandhaltung der Anlagen und Nebenprozessen, wie der Energieerzeugung, beschäftigt. Bis Juni 1990 waren 106 Personen beschäftigt.
Ab 2009 wurde der Mineralölvertrieb MV J.C. Piering (Handel mit Diesel, Heizöl, Schmierstoffen und Zubehör) als eigenständiger Betrieb gebildet.